Was ist Ayurveda und welche Heilpflanzen nutzt die indische Heilkunde?
Ayurveda ist auch heute noch in aller Munde – es gibt Massagen, Kuren, Kochkurse und -bücher, Nahrungsergänzungsmittel: Doch was hat es mit Ayurveda eigentlich auf sich? Die jahrtausendalte, indische Heilkunde ist sehr komplex und umfassend, gestützt auf unterschiedliche Typen bietet sie verschiedene Therapieansätze und Behandlungen an. Sie umfasst auch eine ayurvedische Lebensweise, die Ernährung, Bewegung und Achtsamkeitsübungen umfassen.
Was ist Ayurveda?
Ayurveda – was heisst das eigentlich? Ayurveda ist Sanskrit und bedeutet die Lehre des Lebens. Sie stammt aus der alten vedischen Kultur, die Indien ab dem 15. Jh. v. Chr. geprägt hat. Die Überlieferung fand über viele Jahrtausende mündlich statt – von Meistern an ihre Schüler. Ayurveda beschreibt einen gesunden Lebensstil, der durch Lebensstil-Praktiken wie Yoga, Massage, Meditation, richtiges Denken und Ernährungsumstellung geprägt ist und Krankheiten vorbeugen sowie behandeln kann. Gleichzeitig ist auch die Verwendung von Heilpflanzen ein grosser Teil davon.
Wer hat Ayurveda erfunden? Diese Frage kann man nicht wirklich beantworten werden. Laut Legenden soll sie von Brahman, einem hinduistischen Gott, dem Schöpfer, in die Welt gebracht worden sein. Ayurveda ist bereits ziemlich alt – die ayurvedische Medizin wird bereits seit mehr als über 5000 Jahren angewendet und laut einigen Quellen gilt sie als älteste Heilwissenschaft.
Wer sich tiefer mit Themen wie Ayurveda, Selbstdiagnose, Behandlung und Heilung auseinandersetzen möchte, dem empfiehlt sich die Anschaffung eines grossen Ayurveda Heilbuchs – es ist jedoch wahrscheinlich, dass nicht das gesamte Wissen der ayurvedischen Medizin vollständig aufgeschrieben wurde.
Die ayurvedische Lehre von Gesundheit und Krankheit
Einer der wichtigsten Unterschiede zur westlichen Medizin ist der Fokus: Ayurveda konzentriert sich auf die Vorbeugung und Erhaltung der Gesundheit durch das Gleichgewicht verschiedener Energien, während sich westliche Medizin oft auf Symptomatik und Krankheitsheilung konzentriert.
Mit Änderungen im Lebensstil können Körper, Geist und Bewusstsein im Gleichgewicht gehalten und geführt werden. Jeder Mensch hat dabei von Geburt an sein individuelles Energiemuster, das durch die Doshas bestimmt wird. Diese Konstitution (Prakriti) der Doshas ist vergleichbar mit den einzigartigen Fingerabdrücken. Durch äussere und innere Faktoren kann diese ins Ungleichgewicht geraten. Ein Ungleichgewicht (Vikriti) der Doshas bedeutet Unordnung und (Anfälligkeit für) Krankheit, während Gleichgewicht (Prakriti) Ordnung und Gesundheit entspricht. Dosha bedeutet “das, was Probleme verursachen kann”.
Die drei Doshas sind:
- Vata – die Energie der Bewegung
- Pitta – das Stoffwechselprinzip
- und Kapha – das Strukturprinzip des Körpers
Sie sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Körper, Geist und Bewusstsein arbeiten daran, die Doshas im Gleichgewicht zu halten. Eine der individuellen Konstitution der Doshas angemessene Ernährung und Lebensweise stärkt Körper, Geist und Bewusstsein.
Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin
Ayurveda und TCM gehören als alternative Gesundheitsansätze beide in den Bereich der Komplementärmedizin. Komplementär meint hier, dass diese Praktiken zusätzlich zur medizinischen Standardbehandlung eingesetzt werden können. Auch die Naturheilkunde sowie Heilpflanzen und Akupunktur gehören hierzu. Alternativen wie Ayurveda oder TCM sind eine Möglichkeit, die westliche Schulmedizin und ihre Methoden zu ergänzen oder zu unterstützen.
Ayurveda und TCM unterscheiden sich, da sie zwei unterschiedlichen Kulturen entstammen. Es lassen sich einige Grundzüge finden, die ähnlich sind, zum Beispiel den Fokus auf Energien im Körper, es gibt jedoch auch klare Unterschiede.
Pflanzenheilkunde im Ayurveda
Die Ayurveda Pflanzenheilkunde ist ein wichtiger Teil innerhalb der ayurvedischen Medizin. Pflanzliche Nahrungsergänzung und bestimmte Gewürze werden aufgrund verschiedener sogenannter Dosha-Typen empfohlen. Lassen Sie sich hierzu von einem ausgebildeten Ernährungsberater oder kompetenten Ayurveda-Spezialisten beraten. Auch empfiehlt es sich, mit dem behandelnden Arzt über komplementäre Gesundheitsprakiken zu sprechen, um mögliche Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen auszuschliessen. Bestimmte Pflanzen, Gewürze und Kräuter können helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen, und stellen einen wichtigen Aspekt der ayurvedischen Lehre dar.
Die 8 beliebtesten Heilpflanzen im Ayurveda
- Ashwagandha
Ashwagandha ist wohl eines der bekanntesten pflanzlichen Mittel aus dem Ayurveda. Ashwagandha ist der Name in Sanskrit, die Pflanze wird auch Schlafbeere (Withania somnifera) genannt. Ashwagandha gehört zu den Adaptogenen, das heisst, sie enthält aktive biologische Pflanzenstoffe, die sich situativ anpassen können. - Brahmi
Der Name Brahmi kommt von keinem Geringeren als Brahma selbst: Der hinduistischen Gottheit der Schöpfung und Kreation. Die Pflanze Brahmi bacopa monnieri, das kleine Fettblatt, enthält in ebendiesem beliebte Pflanzenstoffe, die in der Ernährung eine wichtige Rolle spielen. Zu diesen Pflanzenstoffen gehören die Saponine mit Bacosiden, eine Untergruppe der Glykoside. - Tulsi
Der indische Basilikum Tulsi wird in Indien auch als heiliges Basilikum bezeichnet – in seinen Blättern findet sich besonders viel Oleanolsäure. Dieser Pflanzenstoff findet sich auch in Olivenblättern, Salbei und Gewürznelken. Tulsi kann man auch auf dem Balkon selber anbauen – er ist verwandt mit dem hier bekannten Basilikum – und kann auch in der Küche verwendet werden. Im Gegensatz zu anderen Basilikum-Arten enthält Tulsi weniger ätherische Öle. Tulsi wird auch gerne getrocknet als Tee zubereitet. - Guggul
Guggul, auch bekannt als indische Myrrhe oder falsche Myrrhe, stammt vom Balsambaum. Dieser ist ein kleiner, dorniger Baum mit aschfarbener Rinde. Guggul oder Guggulum bezeichnet das austretende Harz: Es wird gesammelt, getrocknet und weiterverarbeitet. Beliebt ist Guggul auch zum Räuchern – schon die alten Römer haben es genutzt. - Amla
Die indische Stachelbeere Amla stammt vom Amlabaum. Amla sind mittelgrosse, grün-gelbe Früchte, die leicht bitter schmecken. Sie gelten in Indien als heilig und sind ein beliebtes Obst. Amla-Öl wird gerne zur Pflege der Haare verwendet. Die indische Stachelbeere ist auch Teil der ayurvedischen Mischung Triphala, die aus insgesamt 3 Früchten besteht. Diese wird gerne als Tee getrunken. - Kurkuma
Kurkuma ist nicht nur in Indien ein beliebtes Gewürz. Das Ingwergewächs trägt viele Namen: Safranwurzel, gelber Ingwer, Gelbwurzel… Genutzt wird vor allem das Rhizom der Pflanze: Die Kurkumaknolle. Diese enthält wertvolle ätherische Öle und Pflanzenstoffe wie Curcumin. Das Curcumin ist auch für die intensive gelbe Färbung der Knolle verantwortlich. Kurkuma ist ein wichtiger Bestandteil der Gewürzmischung Curry. Im Ayurveda haben Gewürze wie Kurkuma eine wichtige Rolle: Je nach Geschmacksrichtung können sie helfen, zu starke Doshas auszugleichen. Kurkuma wird meistens getrocknet und gemahlen verwendet, der Gelbwurz kann aber auch als hochdosiertes Extrakt eingenommen werden. - Zimt
Zimt kennt ebenfalls so ziemlich jeder aus dem Gewürzschrank. Gewonnen aus der Rinde des Ceylon-Zimtbaumes, zählt Zimt zu den ältesten bekannten Gewürzen. Beliebt ist es für seinen aromatischen, einzigartigen Geschmack. Gleichzeitig ist Zimt schon lange als Heilpflanze bekannt. Seine Wirkung kann Zimt als Gewürz in Gerichten – süssen und herzhaften – sowie als Extrakt entfalten. - Shatavari
Shatavari könnte unter den indischen Pflanzen als Heilkraut für Frauen bezeichnet werden. Wie Ashwagandha gehört auch Shatavari den adaptogenen Pflanzen und wird auch Indischer Spargel (Asparagus racemosus) genannt. Der kleine dornige Busch trägt hübsche, weisse Blüten – die beliebten Pflanzenstoffe stecken aber in der Wurzel.
Ayurveda – wie hilft es hier und heute?
Das Konzept von Ayurveda und seine ganzheitliche Sichtweise findet auch heute immer noch grossen Anklang – und zwar sowohl im Ursprungsland Indien als auch weltweit. Die Grundprinzipien einer gesunden Lebensweise, die den Fokus auf Achtsamkeit, Ernährung, Bewegung insbesondere Yoga und das richtige Mindset legen, finden sich in vielen modernen Ansätzen wieder. Auch (heilende) Pflanzen und Kräuter sind immer noch von grosser Bedeutung und nehmen nicht nur in der Ayurveda-Sichtweise, sondern in der gesamten alternativen Medizin eine wichtige Rolle ein.
Die Grundprinzipien von Ayurveda, die Doshas und das natürliche Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele, überzeugen heute noch. So wird die jahrtausendealte Heilkunde gerne auch im hier und heute unterstützend eingesetzt – zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten sowie als allgemein gesunde Lebensweise.
ASHWAGANDHA
Die indische Schlafbeere aus dem Ayurveda