Nattokinase: Was verbirgt sich hinter diesem Enzym?

Stelle dir vor, du hältst den Schlüssel zu einer uralten Schatzkammer in den Händen – was könntest du darin finden? Genau so faszinierend ist das Enzym Nattokinase, ein wahres Juwel der japanischen Fermentationskunst. Obwohl die Entdeckung dieses Enzyms eine moderne Errungenschaft ist, wurde es in den 1980er Jahren von Dr. Hiroyuki Sumi, einem japanischen Forscher, erstmals isoliert.

Der Name Nattokinase setzt sich aus „Natto„, dem traditionellen japanischen Lebensmittel, und „Kinase„, einer Gruppe von Enzymen, zusammen. Ursprünglich dachte man, Nattokinase gehöre zu den Kinasen. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich tatsächlich um eine Protease handelt. Zu viele Fachbegriffe? Kein Problem! Lies weiter und lasse dir die Geschichte dieses Enzyms in aller Einfachheit erklären.

Was ist Nattokinase?

Nattokinase ist ein Enzym, das aus Natto gewonnen wird, einem traditionellen japanischen Lebensmittel, das durch die Fermentation von gekochten Sojabohnen mit Bacillus subtilis natto hergestellt wird. Dieses Enzym hat die bemerkenswerte Fähigkeit, Proteine in kleinere Bausteine zu zerlegen, indem es die Peptidbindungen zwischen den Aminosäuren aufspaltet.

Natto, oft als japanischer „Gemüsekäse“ bezeichnet, zeichnet sich durch seinen intensiven Geruch und markanten Geschmack aus. Trotz seiner schleimigen, fädenziehenden Beschaffenheit, die ausserhalb Japans als wenig appetitlich wahrgenommen wird, ist Natto ein fester Bestandteil eines traditionellen, gesunden japanischen Frühstücks. Das Enzym in Natto bietet eine Vielfalt von Proteinen, Vitaminen, Sojaisoflavonen, probiotischen Bakterien und Aminosäuren.

Heutzutage ist die unkomplizierte Integration von Nattokinase in die tägliche Ernährung kein Problem mehr. Dank moderner Verarbeitungstechniken gibt es dieses Enzym in pulverisierter Form, meist gefriergetrocknet und daher geschmacksneutral. So kannst du die Vorteile dieses Enzyms geniessen, ohne dich mit der schleimigen Konsistenz oder dem intensiven Geschmack von Natto auseinandersetzen zu müssen.

Was bedeutet Kinase und Protease?

Wir reden zwar über Nattokinase, aber um ein vollständiges Verständnis zu erlangen, schauen wir uns noch einmal kurz die Eigenschaften von Proteasen und Kinasen an, die in diesem Enzym eine Rolle spielen oder gespielt haben. Hier siehst du, wie sich diese beiden wichtigen Enzymtypen in ihren Eigenschaften unterscheiden:

Wie wird Nattokinase hergestellt?

Die Herstellung dieses Enzyms beginnt mit der Vorbereitung der Sojabohnen. Zuerst werden die Bohnen gründlich gereinigt und anschliessend eingeweicht. Nach dem Einweichen werden sie gekocht, bis sie weich sind. Dies ist ein entscheidender Schritt, um sie für die Fermentation vorzubereiten.

Sobald die Sojabohnen gekocht sind, werden sie auf eine Temperatur abgekühlt, die für die Fermentation geeignet ist. Dann wird Bacillus subtilis natto hinzugefügt. Diese Bakterienkultur ist essentiell für die Herstellung von Natto, da sie für den charakteristischen Geschmack und die Konsistenz des Produkts verantwortlich ist.

Die fermentierte Mischung wird in einem kontrollierten Umfeld bei etwa 40 Grad Celsius für etwa 24 Stunden gehalten. Diese Bedingungen sind ideal, um das Bakterium zu aktivieren und das Wachstum zu fördern. Während dieses Prozesses beginnt Bacillus subtilis natto bereits nach 3 bis 5 Stunden das Enzym zu produzieren. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle, indem es die Sojabohnen weiter fermentiert und die typischen Eigenschaften von Natto wie die schleimige, fädenziehende Textur entwickelt.

Nach Abschluss der Fermentation ist das Natto fertig für die Konsumierung oder die weitere Verarbeitung, um das Enzym zu extrahieren und zu reinigen. Dieses wird dann häufig in Form von Nahrungsergänzungsmitteln weiterverarbeitet und vermarktet.

Mythen und Legenden um Natto und Nattokinase

Um dieses faszinierende Enzym ranken sich auch zahlreiche Mythen und Legenden. Einer der bekanntesten Erzählungen zufolge soll Natto durch Zufall entdeckt worden sein, als ein japanischer Krieger im 11. Jahrhundert Sojabohnen in einer Strohmatte transportierte und diese durch die Körperwärme und das Stroh fermentierten. Als er die Bohnen später öffnete, fand er das klebrige, fadenbildende Produkt, das heute als Natto bekannt ist.

Ein anderer Mythos besagt, dass der Verzehr von Natto von den Tengu, mystischen Berggeistern, inspiriert wurde. Diese Geister sollen den Menschen beigebracht haben, wie man Natto herstellt, um ihnen übermenschliche Kräfte und Langlebigkeit zu verleihen. Obwohl diese Geschichten heute als Folklore gelten, zeigen sie doch, wie tief verwurzelt Natto und das darin enthaltene Enzym in der japanischen Kultur und Geschichte sind.

Moderne Bedeutung und Verbreitung von Nattokinase

Natto ist in Japan weit mehr als nur ein Nahrungsmittel; es symbolisiert Tradition und Langlebigkeit. Heutzutage hat das Enzym weltweit an Bekanntheit gewonnen, nicht nur wegen seiner einzigartigen Eigenschaften, sondern auch aufgrund der beeindruckenden Geschichte und kulturellen Bedeutung. Ausserdem gewinnt die Fermentation und die damit verbundenen Vorteile immer mehr Anhänger. Dieses Enzym repräsentiert ein perfektes Beispiel dafür, wie traditionelle Lebensmittel und moderne Wissenschaft Hand in Hand gehen können, um faszinierende und wertvolle Produkte zu schaffen.

Forschung und wissenschaftliches Interesse

Das Enzym hat in den letzten Jahren grosses wissenschaftliches Interesse geweckt. Es ist besonders wegen seiner enzymatischen Eigenschaften Gegenstand zahlreicher Studien. Wissenschaftler untersuchen es vor allem im Hinblick auf seine biochemischen Eigenschaften und potenziellen Anwendungen in der Medizin und Ernährung.

Produktion und Stabilität: Eine Studie aus dem Jahr 2023 beschreibt die Herausforderungen bei der Produktion und Stabilität des Enzyms. Die Forschung konzentriert sich darauf, die Enzymaktivität während der Produktion und Lagerung zu verbessern, indem neue Fermentationsmethoden und Stabilisierungstechniken entwickelt werden.

Anwendung in der Biomedizin: Das Enzym wird auch für seine potenziellen medizinischen Anwendungen untersucht. Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien hat gezeigt, dass es positive Effekte auf verschiedene kardiovaskuläre Risikofaktoren hat. Diese Studien untersuchten die Auswirkungen des Enzyms auf Blutfettwerte, Blutdruck und andere kardiovaskuläre Marker​.

Langzeitstudie zu Atherosklerose und Hyperlipidämie: Eine umfassende klinische Studie mit 1.062 Teilnehmern untersuchte die Wirkung des Enzyms auf Atherosklerose und Hyperlipidämie​.

Fazit

Abschließend bleibt die Frage: Wie viele weitere Schätze der Natur warten noch darauf, entdeckt zu werden? Das Enzym zeigt uns, dass die Antworten manchmal in den verborgensten Ecken der Geschichte liegen und dass es sich lohnt, in die Traditionen und Geschichten vergangener Zeiten einzutauchen, um wertvolle und faszinierende Entdeckungen zu machen.