Kamille – weit mehr als nur eine beliebte Blüte für Beruhigungstee
Die Echte Kamille, lat. Matricaria recutita, zählt zu den bekanntesten Heilkräutern. Viele Menschen kennen die Echte Kamille und ihre Wirkung. Auch Personen, die kaum Heilkräuter einsetzen, greifen bei Verdauungsbeschwerden wie unangenehmen Krämpfen zum wahrscheinlich bekanntesten Hausmittel: Dem Kamillentee. Die wohltuende, krampflösende Heilwirkung der Kamillenblüten ist schon seit dem Mittelalter bekannt. Aufzeichnungen belegen, dass die Matricaria recutita bereits damals verwendet wurde. Neben den Verdauungsproblemen wurde der Kamille Wirkung bei Lungengeschwüren und Fallsucht nachgesagt. Auch bei Entzündungen der Haut, Hautblasen oder bei Blässe wurden die Kamillenblüten im Mittelalter eingesetzt.
Steckbrief: Echte Kamille
Lateinischer Name: Matricaria recutita
Herkunft: Die echte Kamille hat ihren Ursprung wahrscheinlich in Ost- und Südeuropa sowie in Vorderasien.
Andere Namen: Feldkamille, Garmille, Kummerblume, Hermel
Familie: Korbblütler (Asteracae)
Verbreitung: in ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien
Verwendbare Pflanzenteile: Blüten, in der Küche auch Blätter und Blütenknospen
Erntezeit: Mai bis Oktober, Blüten bei sonnigem Wetter
Blütezeit: Mai bis Oktober
Merkmale
- einjährige Pflanze
- Wuchshöhe zwischen 20 bis 60 cm
- Charakteristischer gelber Blütenkorb mit normalerweise etwa 100 Blütenköpfen der sog. Röhrenblüten, es können sogar bis zu 900 Blütenköpfchen sein
- In den Blütenkörbchen finden sich sowohl Röhrenblüten und bei den meisten Kamillen auch Zungenblüten
- Blütenkorb umgeben von 26 bis 48 weissen Hüllblättern
- Blütenkorb/Blütenboden der echten Kamille ist hohl
- Länge der Blätter zwischen 3 und 8 cm
- zierliche, spitz zulaufende Blattform
- wechselseitig gegenüberstehende Blätter mit deutlichen Verästelungen
- Stängel wächst aufrecht und hat mehrfache Verzweigungen
- dünne Wurzeln
- Farbe der Wurzeln blassbraun bis leicht gelblich
Giftige Pflanzenteile: Keine
Verwechslungsgefahr: Die Matricaria recutita wird gerne mit der Falschen Kamille, Hundskamille und mit der Römischen Kamille verwechselt.
Standort- & Bodenbeschaffenheit
Matricaria recutita hat gerne einen sonnigen Standort, wächst aber auch im Halbschatten sehr gut. Der Boden kann lehmig bis sandig sein, sollte jedoch nur eine mässige Feuchtigkeit aufweisen. Die Matricaria recutita ist bei uns in ihrer Wildform vor allem auf Wildwiesen und nährstoffreichen Äckern sowie Brachflächen zu finden. Sie ist im Berggebiet bis zu einer Höhe von 1.700 Metern über dem Meer anzutreffen.
Kamille und ihre Wirkung
Kamille zeigt Wirkung in den verschiedensten Bereichen. Sie wird sowohl innerlich wie auch äusserlich eingesetzt. Besonders bekannt ist die Kamille für ihre Wirkung bei Verdauungsbeschwerden. Aber das ist nicht das einzige Anwendungsgebiet.
Die Kamille kann
- antibakteriell, antientzündlich und entkrampfend wirken
- die Wundheilung fördern
- verletzte und gereizte Haut regenerieren
Dadurch, dass die Kamille Wirkung zeigt in verschiedenen Bereichen, wird sie unter anderem bei folgenden Beschwerden gerne eingesetzt:
- Magen- und Darmbeschwerden aller Art (Magengeschwüre, Gastritis uvm.)
- Atemwegsinfekte und gereizte Luftwege
- Erkältung
- Grippaler Infekt
- Hämorrhoiden
- Hautentzündungen und -reizungen
- Bindehautentzündung
- Zahnfleischentzündungen
- Schleimhautentzündungen in der Mundhöhle
- Entzündungen und Reizungen des Rachens
- Zahnschmerzen
Die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung
Die wertvollen Inhaltsstoffe der Echten Kamille, die für die Wirkung verantwortlich sind, sind in den Blüten enthalten. Es sind dies die ätherischen Öle, die Bitterstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe und Cumarine. Die enthaltenen Stoffe Chamazulen, Umbelliferon, Bisabolol und Matricin wirken entzündungshemmend, während die Schleimstoffe beruhigend und antibakteriell wirken. Kamillenblüten sollten um die Mittagszeit herum geerntet werden, da zu diesem Zeitpunkt der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist.
Unterschiede zwischen den verschiedenen Kamillesorten
Nur die Echte Kamille hat die Wirkung, für die die Heilpflanze bekannt ist. Sie ist sehr gut von der Falschen und der Römischen Kamille unterscheidbar. Erkennbar ist die Matricaria recutita, da nur diese den intensiven, kamilletypischen Geruch verströmt. Wer also an der Pflanze riecht oder ihr Blütenköpfchen leicht zerreibt, erkennt schnell, ob es sich um die bekannte Heilpflanze handelt. Im Gegensatz zur Hundskamille, hat die echte Kamille einen Blütenboden, der innen hohl ist.
Verschiedene Darreichungsformen der Kamillenblüten
Meistens werden die Kamillenblüten in Form von Tee eingenommen. Doch auch andere Darreichungsformen sind bekannt. So kann die Matricaria recutita in Salben und Cremes äusserlich zur Anwendung kommen und dazu beitragen, Entzündungen der Haut zu lindern und diese zu regenerieren. Doch auch der Aufguss muss nicht nicht zwingend als Tee getrunken werden. Er wird gerne verwendet, um entzündete Augen, beispielsweise bei Heuschnupfen, auszuwaschen oder als Gurgellösung, um bei Zahnfleischproblemen damit zu gurgeln.
Weiter soll ein Sitzbad mit Kamillenblüten Hämorrhoiden-Beschwerden sowie Entzündungen im Genitalbereich lindern.
Aus frisch geernteten oder getrockneten Kamillenblüten können auch Tinkturen selbst hergestellt werden oder mittels Wasserdampfdestillation Kamillenöl, ein ätherisches Öl, gewonnen werden.
Als Haarspülung hat sich die Kamille auch bewährt. Werden die Haare mit sehr starkem Kamillentee gespült, verleiht dies dem Haar einen besonderen Glanz und blonde Haare erhalten einen goldenen Schimmer. Die Römische Kamille ist jedoch als natürliches Aufhellungsmittel der Haare besser geeignet.
Weitere Einsatzgebiete der Kamille
Die Matricaria recutita gilt auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als wertvolle Heilpflanze. Sie steht für das Element Erde und unterstützt unter anderem die Aufnahme der Nahrung und deren Umwandlung. Sie unterstützt nicht nur die innere Verdauung, sondern hilft auch, äussere Reize besser verdauen und verarbeiten zu können.
Verwendung von Blüten & Blättern in der Küche
Die Blütenknospen und die Blätter von Kamillenpflanzen sind essbar und können in der Küche verwendet werden. Mit den Blättern können etwa Suppen oder Eierspeisen gewürzt werden. Sie haben einen feinwürzigen, leicht salzigen Geschmack. Die essbaren Blüten sind hervorragend geeignet, sie als Gemüse zuzubereiten. Dazu werden sie rund zwanzig Minuten in Wasser eingelegt und danach auf leichter Stufe mit etwas Öl angebraten.
Kamillenblüten aus dem eigenen Garten
Kamille ist eine heimische Heilpflanze und kann natürlich auch im eigenen Garten angepflanzt werden. So kann der Tee aus frischen Blüten seine Wirkung entfachen oder die Kamillenblüten geerntet und getrocknet werden. Auch die jungen Blätter oder die Knospen für die Verwendung in der Küche können so frisch im Garten geholt und gleich genossen werden. Wenn die Pflanzen im Haus vorgezogen werden, kann die Aussaat der Samen ab Ende März erfolgen. Eine direkte Aussaat im Garten kann ab Anfang Mai vorgenommen werden. Die Heilpflanze kann auch auf dem Balkon in einem Topf ausgesät werden. Da es sich dabei um einen Flachwurzler handelt, ist es möglich, auch flache Töpfe zu verwenden.
Matricaria recutita pflegen
Die Matricaria recutita braucht nicht viel Pflege – regelmässiges Giessen genügt. Dünger ist aber im Normalfall nicht nötig, wenn die Pflanze in einem nährstoffreichen Boden oder in normaler Blumentopferde angepflanzt wurde. Erst wenn sich ein Nährstoffmangel in Form einer Vergilbung oder Verblassung der Blätter zeigt, ist es nötig, die Pflanze mit Düngemittel zu versorgen. Wenn die Kamille von Schädlingen befallen wird, sind es meistens Blattläuse oder Mehltau. Die Blattläuse können mit einem Sud aus Brennnesseln hervorragend bekämpft werden.
Wie die Kamille für eine gute Wirkung geerntet werden sollte
Damit die Kamille ihre Wirkung voll entfalten kann, sollte sie zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden. Optimal ist ein sonniger Tag um die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Dann enthalten die Blüten die grössten Mengen an ätherischen Ölen. Die Kamillenblüten müssen sauber und ungezieferfrei sein, da die Blüten vor der Verwendung oder dem Trocknen nicht gewaschen werden dürfen. Durch das Waschen würde die Kamille ihre Wirkung teilweise einbüssen.
Kamillenblüten richtig trocknen
Soll die Kamille nach dem Trocknen ihre Wirkung behalten und ihren Geschmack nicht verlieren, sollte sie sorgfältig getrocknet werden. Dies geschieht gleich nach der Ernte. Die Blüten werden auf Papier ausgelegt und an einem dunklen, warmen Ort getrocknet. Oft ist ein Dachboden dafür gut geeignet. Als Alternative können die Kamillenblüten auch auf Backblechen ausgelegt und im auf 50 Grad Celsius erwärmten Ofen einige Stunden getrocknet werden. Die getrockneten Kamillenblüten werden an einem dunklen und kühlen Ort in einem Gefäss, das luftdicht verschlossen ist, aufbewahrt. Diese können nun vielseitig verwendet werden: Tinktur, Sitzbad, Kamillenöl und den beliebten heissen Aufguss: Kamillentee.
Kamillentee aus getrockneten Blüten
Ein Kamillentee aus getrockneten Blüten ist einfach gemacht: Zwei bis drei Teelöffel Blüten in die Tasse geben, diese mit heissem, aber nicht kochendem Wasser übergiessen und zehn Minuten ziehen lassen. Den Tee durch ein Sieb giessen, um die Blüten zu entfernen, und schon kann er genossen werden. Der Kamillentee wirkt mit seinen Schleimstoffen krampflösend bei Verdauungsbeschwerden und bei äusserlicher Anwendung kann er antientzündlich wirken.