Das Johanniskraut & seine Wirkung
Das Johanniskraut selbst und die Johanniskraut-Wirkung sind seit der Antike bekannt. Schon der römische Gelehrte Plinius der Ältere und der griechische Arzt Galen von Pergamon beschrieben die fürs Gemüt so heilsame Pflanze. Auch im arabischen Raum und in Afrika war man sich schon im antiken Zeitalter der Johanniskraut-Wirkung bewusst. Hildegard von Bingen kannte die Heilkraft des Johanniskrautes selbstverständlich auch. Das ursprünglich in ganz Europa, Nordafrika und Westasien verbreitete Echte Johanniskraut, lat. hypericum perforatum, wurde inzwischen nahezu überall auf der Welt eingebürgert und wird gern als mildes, natürliches und rein pflanzliches Antidepressivum genutzt. Der Name des Johanniskrautes geht auf Johannes den Täufer zurück, da die Heilpflanze meist am Geburtstag des Heiligen, am 24. Juni, in voller Blüte steht. Die spanische Bezeichnung hierba de San Juan und der englische Name St John’s wort haben ebenfalls mit Johannes dem Täufer zu tun. Im Volksmund wird das Heilkraut auch als Herrgottsblut oder Johannisblut bezeichnet und tatsächlich sondern die Blüten einen blutroten Farbstoff ab.
Steckbrief Echtes Johanniskraut
Lateinischer Name: Hypericum perforatum
Herkunft: ursprünglich in ganz Europa, Nordafrika und Westasien
Andere Namen: Echt-J., Gewöhnliches J., Durchlöchertes J., Tüpfel-Hartheu oder Tüpfel-J., Johanneskraut
Verwandte Arten: Das Berg- Johanniskraut, lat. Hypericum montanum, hat weniger und hell gelbliche Blüten. Es gibt weitere Unterarten wie das Schmalblättrige Echte J., das Breitblättrige Echte J., das Kleinblättrige Echte J., das Veroneser Tüpfel-Hartheu, das Blut-J. und das Quirlblättrige J.
Familie: Johanniskräutergewächse, lat. Hypericaceae, früher auch Hartheugewächse genannt Verbreitung: Inzwischen ist das Echte Johanniskraut auch in Nord- und Südamerika, Australien und Ostasien eingebürgert und damit weltweit verbreitet, ausser in der Antarktis.
Verwendbare Pflanzenteile: Knospen, Exkretblätter der Blüten, Zweigspitzen, Früchte und Kraut
Erntezeit: bei angebautem Johanniskraut zweimal jährlich im Früh- und Spätsommer, bei Wildbeständen ab Ende Juni
Blütezeit: von Mitte Juni bis Ende August
Äussere Merkmale des Johanniskrautes:
- krautige, ausdauernde Pflanze
- Stengel aufrecht, verzweigt und zweikantig
- Wuchshöhe 15 bis 100 Zentimeter
- Blüten goldgelb, enthalten Hypericin („Blut des hl. Johannis“), das beim Zerreiben austritt
- Blütenstände vielblütig
- eiförmige, durchscheinende, oft durch Öldrüsen punktierte Blätter
- Kelchblätter lanzettlich
Verwechslungsgefahr: keine bekannt, sei dem mit verwandten Arten und Unterarten
Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile sind leicht giftig. Das in den Blüten enthaltene Hypericin kann bei weissen Weidetieren wie Ziegen und Schafen zur Hämolyse, also zum Zerfall roter Blutkörperchen führen.
Standort- & Bodenbeschaffenheit: Hypericum perforatum ist von den Ebenen bis ins Gebirge weit verbreitet und wächst in Gebüschen, auf Wiesen, Brachen und Heidelandschaften, an Feldrainen und in Wäldern überwiegend an trockenen Standorten. Hypericum perforatum ist recht anspruchslos, sehr anpassungsfähig und gilt als Pionierpflanze.
Die Familie der Johanniskrautgewächse umfasst etwa 300 Arten in gemässigten und subtropischen Gebieten. In Deutschland, der Schweiz und Österreich sind etwa zehn Arten beziehungsweise Unterarten bekannt. Wegen ihres hervorragenden medizinischen Potentials war das Johanniskraut auf Betreiben der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg im Jahr 2015 die „Arzneipflanze des Jahres.
Johanniskraut und seine Wirkung als Antidepressivum
Am bekanntesten ist beim Johanniskraut die Wirkung als Antidepressivum und Beruhigungsmittel. Diese hervorragende Johanniskraut-Wirkung, die in rein pflanzlichen Präparaten zur Anwendung kommt, ist medizinisch anerkannt und weit deutlicher nachgewiesen als bei anderen Heilkräutern wie beispielsweise Lavendel oder Passionsblume, die ebenfalls in sogenannten Phytopharmaka eingesetzt werden. Die Nebenwirkungen von Johanniskrautpräparaten sind meist gering und deutlich niedriger als bei synthetischen Antidepressiva. Eine gewisse Vorsicht ist bei der regelmässigen Einnahme von Johanniskraut jedoch angezeigt. Es erhöht oft die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht und man sollte sich besonders wirksam schützen mittels hohem UV-Schutz sowie Kopf- und Körperbedeckung.
Von der Anwendung von Johanniskraut in der Schwangerschaft ist abzuraten. Die Johanniskraut-Wirkung war schon in der Antike und im Mittelalter bekannt. In der modernen Medizin werden hochdosierte Johanniskrautpräparate als Alternative zur Schulmedizin zum Teil bei leichteren bis mittelstarken depressiven Verstimmungen verschrieben. Dabei wirkt die Einnahme von Johanniskraut im Gegensatz zu manchem synthetischen Psychopharmaka nicht dämpfend und macht auch nicht müde. Wer hochdosierte Johanneskrautpräparate als Antidepressivum nehmen möchte, muss damit rechnen, dass die Wirkung, die sich erst aufbauen muss, zwei bis drei Wochen auf sich warten lässt. Überhaupt kann sich die Johanniskraut-Wirkung nur bei einer regelmässigen Einnahme entfalten. Zu welchem Zeitpunkt am Tag das Johanniskrautpräparat eingenommen wird, spielt hingegen keine Rolle und kann auch variieren. Bei guter Verträglichkeit kann die Einnahme von hochdosierten Johanniskrautpräparaten problemlos über Monate oder sogar Jahre erfolgen.
Inhaltsstoffe des Echten Johanniskrautes
Die Johanniskraut-Wirkung beruht unter anderem auf seinem Inhaltsstoff Hypericin mit seinen rot färbenden Bestandteilen. Hypericine befinden sich vor allem in den Knospen und Blüten verschiedener Johhanniskräuter. Ebenfalls wirksam sind die enthaltenen Flavonoide und Bioflavone und das Hyperforin, das in den Blüten, vor allem in den Früchten vorkommt. Ebenfalls medizinisch wirksam ist das in Johanniskräutern im ätherischen Öl enthaltene Sesquiterpen Spathulenol. Depressive Verstimmungen oder auch Depressionen gehen meistens mit einem Mangel an Serotonin einher. Serotonin wird im Volksmund oft als „Glückshormon“ bezeichnet, obwohl es kein Hormon, sondern ein Botenstoff ist. Die Johanniskraut-Wirkung zielt auf diesen Botenstoff und damit auf einen ausgeglichenen Serotonin-Haushalt ab.
Wechselwirkungen bei der Einnahme von Johanniskrautpräparaten
Bereits in den 1990er Jahren wurde festgestellt, dass die Einnahme von Johanniskrautpräparaten zu Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen führt oder deren Wirkung einschränkt. Hier empfiehlt es sich, Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt zu halten. Hochdosierte Johanniskrautpräparate unterliegen daher in einigen Ländern wie etwa Irland und Deutschland der Apothekenpflicht. Ausgenommen sind Präparate mit weniger als einem Milligramm Hyperforin und einem Gramm Drogenäquivalenten pro Tagesdosis sowie Tees und Produkte wie Rotöl und Frischpflanzensäfte, die zur äusseren Anwendung bestimmt sind.
Mögliche Nebenwirkungen des Johanniskrautes
Im Allgemeinen sind auch hochdosierte Johanniskrautpräparate gut verträglich, doch wie bei jedem medizinischen Wirkstoff sind auch bei diesem natürlichen Heilkraut mögliche Nebenwirkungen angezeigt.
Die wohl häufigste Nebenwirkung ist die bereits erwähnte Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht, die zu phototoxischen Reaktionen auf der Haut führen kann. Deshalb sollten insbesondere hellhäutige Menschen, die Johanniskrautpräparate einnehmen, in Bezug auf helles Sonnenlicht sehr vorsichtig sein und sich wirksam schützen. Eine seltene Johanniskraut-Wirkung können milde Magen- und Darmbeschwerden sein. Leichte Erregungszustände, Kopfschmerzen und Müdigkeit wurden ebenfalls in Einzelfällen beobachtet. Bei einer Überdosierung können sich die Nebenwirkungen verstärken. In solchen Fällen kam es auch schon zum sogenannte Serotonin-Syndrom, das sich in Symptomen wie Schwindel, Muskelzucken, Angstzuständen und Grippegefühl äussern kann.
Johanniskraut: Wirkung bei weiteren Beschwerde
Neben der Nutzung als natürliches Antidepressivum kommt Johanniskraut auch bei weiteren Beschwerden zum Einsatz. In der Volksmedizin und Kräuterheilkunde werden Tees und Tinkturen aus Johanniskraut etwa zur Linderung von Menstruationsbeschwerden genutzt. Tees und Tinkturen auf der Basis von Johanniskraut sollen auch bei Verstimmungen in der Pubertät wirksam sein. Johanniskraut-Öl, das aufgrund seiner roten Färbung auch Rotöl genannt wird, findet in der volkstümlichen Medizin als Mittel zum Einreiben Verwendung bei Rheuma, Gicht und Hexenschuss. Das sogenannte Johannisöl soll auch bei Verstauchungen, Verrenkungen, bei Gürtelrose und Prellungen mit Blutergüssen heilsame Wirkung zeigen. Verbrennungen und Sonnenbrand sollen durch die Behandlung mit Rotöl ebenfalls besser heilen.
Umfassende Johanniskraut-Wirkung
- natürliches Antidepressivum in hochdosierten Präparaten
- leichtes Beruhigungsmittel auch in Kombinationsprodukten mit Baldrian und Passionsblume
- Tees oder Alkoholextrakte können den Schlaf fördern und innere Unruhe mildern
- Tees und Tinkturen gegen Menstruationsbeschwerden und kurzzeitige seelische Verstimmungen
- Rotöl zur äusseren Anwendung bei Rheuma, Gicht und Hexenschuss
- Rotöl gegen Verstauchungen, Blutergüsse, Gürtelrose, Verbrennungen und Sonnenbrand
Die Herstellung von hausgemachten Johanniskrautpräparaten
Um sich die Johanniskraut-Wirkung nutzbar zu machen, können auch zu Hause und mit einfachen Mitteln verschiedene Präparate hergestellt werden. Für die Herstellung von Tees trocknet man am besten die gesamte Johanniskrautpflanze. Dafür hängt man sie in Bündeln an einem trockenen und warmen Ort auf oder legt die schon gezupften Pflanzenteile zum Trocknen auf ein Kräutersieb. Die getrockneten Blüten können für einen Tee auch mit anderen Kräutern wie Pfefferminze oder Kamille gemischt werden.
Johanniskrautöl ist ein sogenanntes kaltes Öl, das in der Regel keinerlei Reizungen auf der Haut auslöst. Die Blüten des Johanniskrautes beziehungsweise die ganzen Blütenstände werden zur Mazeration für etwa zwei bis drei Monate in hochwertiges Sonnenblumen- oder Olivenöl eingelegt. Das Gefäss mit der Mischung sollte zuweilen kräftig geschüttelt und an einem warmen und sonnigen Platz aufgestellt sein. Alle hausgemachten Johanniskrautpräparate wie Tees, Tinkturen, aber auch Öle sollten überhaupt immer vorsichtig zur Anwendung gebracht werden. Denn jeder Wirkstoff, und sei er noch so natürlich, kann eben auch Nebenwirkungen zeitigen. Das gilt für die Johanniskraut-Wirkung mehr noch als für andere Heilpflanzen wie etwa Kamille oder Pfefferminze.
Fazit: Johanniskraut ist eine unserer wertvollsten heimischen Heilpflanzen
Neben der Ringelblume, der Pfefferminze, der Zitronenmelisse, dem Lavendel und der Arnika zählt das Johanniskraut zweifelsohne zu unseren wichtigsten heimischen Heilpflanzen. Johanniskraut gehört inzwischen zu den Pflanzen, die am besten untersucht sind. Die Wirksamkeit des Johanniskrautes als natürliches Antidepressivum ist wahrlich ein Geschenk der Natur und wer an leichten oder mittelschweren depressiven Verstimmungen leidet, könnte mit Johanniskraut eine natürliche Unterstützung gefunden haben.
Vielen Dank für die umfangreiche interessante Erklärung über das Johanniskraut ?