Fire Cider: Der scharfe Pflanzenauszug mit Apfelessig
Fire Cider besitzt – wie der Name schon verrät – einen feurigen Geschmack und ist ein ganz besonderes Getränk auf der Grundlage von fermentiertem Apfelmost oder Apfelessig, das mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen hergestellt wird. Die intensive Würze und natürliche Schärfe stammt zu einem wesentlichen Teil von den weiteren Bestandteilen wie Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer und Meerrettich. Diese Pflanzen sind seit jeher wegen ihrer pflanzentypischen Eigenschaften geschätzt und beliebte Hausmittel -an ihre Mischung werden folglich umso höhere Erwartungen geknüpft.
Der Pflanzenauszug auf Apfelessigbasis gilt als gesundes Getränk, das viele Vorteile hat. In diesem Blogpost wollen wir uns genauer anschauen, was Fire Cider ist, wie er hergestellt wird und welche Vorteile er hat. Plus: Wie er sich von Oxymel und Kombucha durch seine besondere Zusammensetzung und Wirkung unterscheidet.
Was ist Fire Cider?
Fire Cider ist ein traditionelles Rezept aus der amerikanisch-englischen Volksheilkunde – deshalb auch der englische Name, der auch so im Deutschen genutzt wird. Es ist ein sehr scharfer, pikant-süsslicher Essig, der mit einer Vielzahl von Zutaten hergestellt wird. Die genaue Zusammensetzung des Rezepts variiert je nach Tradition und persönlichen Präferenzen, aber die Grundzutaten sind meist Apfelessig, Zwiebeln, Ingwer, Meerrettich und Knoblauch.
Apfelessig ist elementarer Bestandteil von Fire Cider und bildet die Basis für den Kräuterauszug. Der auch in der gesunden Küche beliebte Speiseessig entsteht aus gegärtem Apfelmost, dessen Ethanol durch Essigsäurebakterien in Essigsäure umgewandelt wird. Im ersten Schritt des Fermentierens entsteht also das Ethanol, in einem zweiten dann die charakteristische Säure des Essigs. Dieser zweite Schritt erfordert Luftsauerstoff und ist zwar bei der Weinproduktion unerwünscht, aber für die Essigherstellung notwendig.
Durch die Fermentierung wird der Gehalt an Fruchtzucker reduziert. Gleichzeitig bilden sich Milch- und Essigsäure sowie Bakterienkulturen. Apfelessig enthält in reduzierter Form (1) die Inhaltsstoffe des Apfels: Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sowie Enzyme, Flavonoide und Aminosäuren (2). Übrigens: Apfelessig kann auch selbst hergestellt werden. Ein Rezept finden Sie hier.
Für Fire Cider werden nun verschiedene, ausgewählte Pflanzen, Kräuter, Wurzeln oder Gewürze über mehrere Wochen bis mehrere Monate im Apfelessig eingeweicht. Die Grundidee besteht darin, dass der Essig die Wirkstoffe dieser Pflanzenteile herauslösen kann und auf diese Weise ein Auszug (=Extraktmischung) entsteht. Dieser Cider sollte also die Wirkung von Apfelessig mit den pflanzentypischen Extrakten mehrerer Pflanzen verbinden.
Die Geschichte von Fire Cider
Die Idee ist schon lange bekannt und wurde in den 1970er Jahren von der amerikanischen Kräuterspezialistin Rosemary Gladstar populär gemacht. So hat sie sogar ein ganzes Buch (3) über die Geschichte, Herstellung und Verwendung von Fire Cider geschrieben. In diesem Buch weist sie selbst darauf hin, dass sie sich auf die Arbeit von zahlreichen Vorgängern stützt.
Essig allgemein gehört zu den ältesten von der Menschheit hergestellten Nahrungsmitteln – das Verfahren zur Essigherstellung gibt es seit vielen Jahrtausenden. Die Herstellung von Fire Cider reiht sich also in eine Geschichte ein, die bis in die menschliche Frühzeit zurückreicht. Archäologische Funde belegen die Essigherstellung schon in der Jungsteinzeit. Eindrucksvoll ist auch, dass Essig sowohl im Alten als auch im Neuen Testament der Bibel Erwähnung findet.
Die Bezeichnung Fire Cider ist natürlich wesentlich neuer. Vor kurzem wurde in den USA versucht, den Namen gewerblich schützen zu lassen, was Rosemary Gladstar auch in ihrem Buch thematisiert. Das wurde von den zuständigen Behörden aber abgelehnt und so kann die Bezeichnung weiterhin völlig frei verwendet werden.
Wie unterscheidet sich Fire Cider von anderen ähnlichen Getränken?
Fire Cider unterscheidet sich von Oxymel und Kombucha in einigen wichtigen Punkten. Der scharfe Pflanzenauszug…
- enthält mehr Apfelessig als Oxymel, während Kombucha gar keinen Apfelessig enthält.
- ist würziger als Oxymel und Kombucha.
- ist wie Oxymel alkoholfrei, während Kombucha leicht alkoholhaltig ist.
- gilt als eiin beliebtes Hausmittel, das oft bei Erkältungen und Grippe eingesetzt wird, während Oxymel und Kombucha eher als allgemein gesundheitsfördernd gelten.
Oxymel oder Honig-Essig
Oxymel ist dem Fire Cider noch am ähnlichsten. Es handelt sich um eine Mischung aus Essig, Honig und pflanzlichen Bestandteilen und wird wegen seines typischen süss-säuerlichem Geschmack gerne auch Sauerhonig (Oxy=sauer, meli=Honig) genannt.
Fire Cider kann zwar auch mit Honig gesüsst werden, dieser ist aber kein notwendiger Bestandteil. Mit „mel“ ist das lateinische Wort für Honig aber schon in der Bezeichnung von Oxymel enthalten und auch in der Herstellung ein wesentlicher Bestandteil. Je nach Rezept kann auch wesentlich mehr Honig als Essig für Oxymel verwendet werden – Oxymel schmeckt deshalb auch deutlich süsslicher als Fire Cider.
Kombucha
Das fermentierte Getränk ist auch ein bekannter Drink mit dem Anspruch, einen positiven Effekt auf die Gesundheit zu haben. In seinen Bestandteilen unterscheidet er sich aber erheblich von Fire Cider. Kombucha entsteht, wenn gezuckerter Schwarz- oder Grüntee fermentiert wird, während für Fire Cider gegärter Apfelsaft fermentiert wird.
Fire Cider Rezept – das sind die Bestandteile
Die Basis von Fire Cider bildet immer Apfelessig. Im besten Fall handelt es sich um Apfelessig, der nicht pasteurisiert ist und in seiner Rohform noch lebendige Bakterienkulturen enthält – wie alle fermentierten Lebensmittel.
Weitgehende Übereinstimmung herrscht über die folgenden pflanzlichen Bestandteile (4):
- Meerrettich
- Ingwer
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Chili
Es liegt in der Natur der Sache, dass für traditionelle Hausmittel aus Pflanzen und Kräutern mit intensiver Wirkung und auch intensivem Geschmack keine festen Standardrezepte verwendet werden. Dies einfach deshalb, weil das nicht notwendig und auch nicht sinnvoll ist, da man einfach mit weiteren Zusätzen experimentieren kann. Es gehören etwa die folgenden Pflanzen zu den oft verwendeten Bestandteilen.
- Thymian
- Oregano
- Zitrusfrüchte
- Kurkuma
So wird Fire Cider hergestellt
Fire Cider wird vermutlich seit vielen Jahrhunderten hergestellt, weshalb er auf eine lange Verwendungsgeschichte zurückblicken kann. Von Oxymel weiss man, dass es im Mittelalter ein beliebtes Arzneimittel war, das zum Beispiel mit Meerzwiebeln (Scylla) angemischt wurde.
Die wesentlichen Arbeitsschritte sind das Zerkleinern der Pflanzen, das Vermischen mit dem Apfelessig, Stehenlassen über mehrere Wochen oder gar Monate und das Absieben am Schluss.
Inzwischen gibt es auch fertig lieferbare Getränke für die besonders einfache Einnahme, aber auch wenn die eigene Herstellung vielleicht etwas Zeit braucht, hat sie viele Vorteile: Man weiss genau, was für Zutaten enthalten sind, woher sie kommen und man kann erst noch kreativ werden!
Grundrezep (vgl. Rezept hier)
- 3 Tassen (710 mL) Apfelessig (5% oder stärker)
- 1/2 Tasse (56 g) Ingwer, gehackt
- 1/2 Tasse (26 g) Zwiebel, gehackt
- 1/4 Tasse (100 g) Meerrettich, gerieben
- 3 Esslöffel (24 g) Knoblauch, gehackt
- 1/2 Teelöffel (1 Gramm) Cayennepfeffer
- 1/4 Tasse (85 g) Honig oder alternative Süssungsmittel wie Agavendicksaft
Die Einzelheiten lassen sich natürlich in weiten Grenzen verändern. Die übliche Dauer des Einweichens ist ein Zeitraum von drei bis vier Wochen. Manche möchten für das Einweichen Plastikverschlüsse vermeiden und das ist auch nachvollziehbar, denn der Essig kann mit dem Plastik chemisch reagieren. Metallverschlüsse haben aber das Problem, dass sie durch den Essig korrodieren können.
Dieses Problem lässt sich lösen, indem man Backpapier zwischen das Glas und das Metall einschliesst und das Papier während des Ansetzens einmal pro Woche austauscht. Zur möglichst vollen Lösung der Pflanzenwirkstoffe ist es empfehlenswert, die Mischung jeden Tag zu schütteln.
Am Ende der Ansetzperiode wird das Gemisch abgesiebt. Gekühlt ist der Fire Cider ohne Weiteres ein Jahr haltbar.
Wie wirkt Fire Cider?
Das Trinken von Apfelessig ist seit vielen Jahren Gegenstand von wissenschaftlichen Studien. So gibt es zum Beispiel Studien zu den Themen Apfelessig und Abnehmen sowie der Reduktion des Körperfettanteils (5), Apfelessig im Zusammenhang mit dem Blutzuckerspiegel (6) und dem glykämischen Index (7).
Wer Fire Cider trinkt, nimmt in reduzierter Form die Inhaltsstoffe eines Apfels auf, die dank dem Fermentieren weniger Fruchtzucker und dafür – falls in roher Form enthalten – mit lebendige Bakterienkulturen versehen sind. Zusätzlich sind die Wirkstoffe der darin gereiften Pflanzen, Kräuter und Gewürze. Traditionell werden den Wirkstoffen der für den Fire Cider verwendeten Pflanzen verschiedene positive Effekte zugeschrieben. Auch die Wirkung der gesamten Mischung sollte grösser sein als die der Pflanzen selbst, weil die Wirkstoffe in gelöster Form vorliegen. Dafür müssten aufwendigere Studien durchgeführt werden, um diesen Effekt nachzuweisen. In (4) wird eine Übersicht über den Stand der Forschung gegeben.
Übersicht über die pflanzentypischen Inhaltsstoffe der für Fire Cider verwendeten Pflanzen:
- Die Zwiebel ist reich an Fruktanen: Das sind wasserlösliche Oligo- und Polysaccaride. Sie liefert auch viele Vitalstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und verstärkt die Wirkung von Knoblauch.
- Knoblauch ist eine mit der Zwiebel verwandte Pflanze, die insbesondere – aber nicht nur – für ihre Schwefelverbindungen wie Allicin bekannt ist.
- Thymian und Oregano, die zwei bekannten mediterranen Gewürzpflanzen, liefern grosse Mengen an ätherischen Ölen wie zum Beispiel das geschätzte Carvacrol.
Die Anwendung von Fire Cider
Bei punktueller Einnahme wird der Pflanzenauszug auf Apfelessigbasis vor allem pur oder mit etwas Wasser gemischt getrunken. Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, den Kräuterauszug auch in der Küche zu verwenden: Es kann ein Zusatz zu Grog sein oder für das Anrichten eines Salats verwendet werden, was der Grundstoff Essig ohnehin nahelegt. Auch für Essigsaucen, zusammen mit Tofu oder Fleisch, als Gewürz in Gemüse oder Suppen und sogar für Cocktails wie eine Bloody Mary lässt sich ein Fire Cider verwenden.
Der feurige Geschmack macht Gerichte wie Tofu, dampfgegartes Gemüse oder Salate vielleicht geschmacklich ansprechender und deshalb werden sie dann auch gerne und daher öfter gegessen.
Nachdem Fire Cider nicht alkoholisch ist, können ihn auch Kinder schon trinken. Gerade sie werden den Geschmack aber oft als zu scharf empfinden. Lindern lässt sich dieser Effekt durch die Verbindung mit Honig.
Quellen